Große Hürden, beherzter Optimismus

Das haben wir uns zu einfach vorgestellt: Seit 2019 hatten wir uns vorgenommen, einen neuen Mauschler auflegen zu wollen. In Eigenregie gemeinsam mit dem Seemooser Förderverein und der Unterstützung von Menschen aus allen drei Zeltlagern. Schnell kam Begeisterung auf, das Crowdfunding im Sommer lief besser als erhofft und viele Zeltlager-Leute wollten am neuen Mauschler mitwirken. Auch wir hatten unglaubliches Feuer gefangen.

Klar war immer, dass die größte Hürde die Lizensierung der Songs werden würde*. Dazu fragten wir letztes Frühjahr schon testweise Musik-Verlage an, um eine Vorstellung für Kosten und den Ablauf der Lizensierung zu bekommen. Mir erschien es als komplexes, aber machbares Unterfangen, die Lizenzen für den Abdruck unserer Wunsch-Songs konstengünstig zu erstehen. Als wir dann im Oktober 2019 unsere Wunsch-Songliste beschlossen hatten und der Prozess der Lizensierung los ging, wurde nach und nach klar: Das habe ich mir zu einfach vorgestellt: Es gibt kein vergleichbares Projekt in Deutschland, niemand legt ehrenamtlich, mit einer so kleinen Auflage (2000 Exemplare) und mit so geringen finanziellen Mitteln ein Liederbuch auf. Viele Musikverlage und Künstler sind erstaunt darüber, wie wir das denn schaffen wollen. Kurzzeitig war das Gefühl da, dass wir mit dem Projekt scheitern könnten, dass all der Aufwand umsonst gewesen ist und wir dafür gerade stehen müssen…

Im Prozess konnten wir im Dezember 2019 dann schließlich einen internationalen Musikverlag, der viele unserer Wunsch-Titel lizensieren kann, zu einer Kooperation bewegen. Auch mehrere Künstler und kleine Verlage sagten uns ihre Unterstützung zu – ein paar Andere ließen sich auf Verhandlungen mit uns ein. Und dann war plötzlich der große Optimismus und das „Wir packen das schon-Gefühl“ wieder da. Irgendwie konnten wir uns auch damit abfinden, eben nicht alle Wunsch-Titel im Mauschler abdrucken zu können und auch nicht bei jedem Verlag auf offene Türen zu stoßen.

Bis heute konnten wir über 100 Titel lizensieren und sind optimistisch gestimmt, dass wir auch noch für einige Andere die Lizenzen bekommen. Dass wir aber den Zeitplan nicht mehr wirklich selbst in der Hand haben und vor allem von Antworten unserer Kooperationspartner und angefragten Verlage abhängig sind, gehört nun eben dazu. Gemeinsam mit Janina kümmere ich mich um die Lizenzen und wir sind mehrmals wöchentlich am Mails schreiben, telefonieren und abwägen, was denn nun der nächste, sinnvolle Schritt wäre.

Alles in allem bleibt aber: Ich bin optimistisch. Es wird werden und wir bekommen das hin – wie auch immer und auch wenn es an der ein oder anderen Stelle noch eine kreative Lösung braucht. Und dann haben wir für unsere Zeltlager ein Alleinstellungsmerkmal mehr: ein eigenes, offiziell verlegtes Liederbuch in einer völligen Neuauflage.

Danke für eure Unterstützung!
Paul

P.S. Unter anderem für den Seemoos/Beni/Schwende-Klassiker „Edeltraud“ (zu sehen als Illustration in diesem Blog-Post) brauchen wir übrigens keine Lizenz, der Song gilt als „gemeinfrei“.

*Anmerkung: Man darf Noten und Songtexte nicht einfach vervielfältigen oder abdrucken. Dazu braucht man die Erlaubnis der Komponisten*innen, die ihre Urheberrechte zu großen Teilen an Musikverlage abgegeben haben. Über die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) konnten wir herausfinden, welcher Song bei welchem Musikverlag hinterlegt ist oder ob der*die Komponist*in seine Rechte selbst verwaltet. Gerade bei bekannten, internationalen Songs kommt es nicht selten vor, dass mehrere Musikverlage einen Prozentsatz an den Rechten besitzen. Das heißt in besonderen Fällen müssen sogar 3-4 Musikverlage wegen nur eines Songs angefragt werden. Die meisten Musikverlage überlassen uns die Abdruckrechte gegen die Zahlung einer Gebühr.